Montag, 19. Oktober 2015
Die Nahe - der Gast - das Seepferdchen
Zurück von einer Reise an die Nahe, von einem 3-Tage-Wellness-Urlaub im Vitalresort.
Der Urlaub - kurz wie er war- hat an sich ja auch gut funktioniert, was sicherlich der traumhaften Luft, der großen Ruhe und der guten vegetarischen Küche zu schulden war. (Wer wollte, konnte auch Fleisch bekommen, ohne war aber besser.)
Was mir hier, wie schon mehrmals in anderen Hotels unangenehm auffiel, waren die autoritären Hinweise, die unbeholfen unter einer pseudo-höflichen Sprache verborgen werden: "Gern erwarten wir Sie zwischen 18. - 19.30 zum Abendessen."
Eigentlich will uns das sagen: Du hast eineinhalb Stunden Zeit, dann ist Schicht für dein gemütliches Abendessen mit Wein, also komm gefälligst pünktlich.
Das wagt einem kein Kellner an der Tür zu sagen, also macht man es schriftlich und mit verlogener Höflichkeit. Ehrlicherweise müssten sie schreiben: "Gern sehen wir Sie um 19.30 verschwinden."
Ich kann nichts Genaueres über die Gäste des Hotels sagen, aber die Geschäftsführung (zumeist Ärzte) hält es für nötig, sie mit autoritär-höflichen Hinweisen an die Hausordnung zu erinnern: "Wir bedanken uns, wenn Sie Ihre Wanderschuhe am Eingang Ihres Gästehauses wechseln, stehen lassen und das Treppenhaus ohne Wanderschuhe betreten."
Noch genauer geht es eigentlich nicht, es sein denn, die Geschäftsleitung hätte noch Vorschläge dazu, wie man korrekt eine Treppe hinauf geht, ohne Schaden anzurichten. Für den Fall, dass er das auch nicht weiß, wird der Gast unterrichtet, wie mit schmutzigen Schuhen umzugehen sei: "Für hartnäckigen Schmutz empfehlen wir eine Wasserpflege mit Reinigungsbürste, am Gästehaus außen."
Darauf wäre man ohne Hilfe nicht gekommen. Auch der folgende Hinweis am Schwimmbecken dient der subtilen Führung einer Klientel, der man keine großen Geistesgaben zutraut: "Um die biologische Wasseraufbereitung zu unterstützen, beachten Sie bitte, vor dem Schwimmen zu duschen und vom Schwimmen abzusehen, wenn Sie gerade an einer Infektionskrankheit leiden." - und dann noch: "Achtung, die Treppe, Wände und der Boden können rutschig sein."
Das hat man uns schon im Schwimmunterricht beigebracht, und bis zum "Seepferdchen" hatten wir es auch begriffen.

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